Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Ein Sommermärchen.

Rechtzeitig zu Sommerbeginn habe ich mich mit dem Sommer auf einen Plausch getroffen. Genau genommen mit Didi Sommer alias Didi Ebenhofer. Der Rieder wohnt seit Jahren in Wien, ist als Bühnentechniker aktiv und tritt als Kabarettist Didi Sommer österreichweit auf. Wir haben über die aktuelle Situation in der Corona-Krise und sein Programm geredet. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Didi, Du hast es heute wieder mal nach Ried geschafft, bist du öfters in der Gegend?

Didi Sommer: Sooft es die Zeit erlaubt, oder es mit Auftritten in der Nähe kombinierbar ist. Momentan öfters…  (lacht)

Du arbeitest selbständig als Bühnentechniker und bist Kabarettist. Beides Jobs, die massiv von den Corona-Maßnahmen betroffen sind. Wie schaut’s da bei dir aus?

Stimmt, also eigentlich bin ich in erster Linie Kabarettist (lieber ist mir die Bezeichnung „Kabarettspieler“ – die hat mir der Höflinger Harald bei einem Telefonat vor ein paar Jahren geschenkt!) und dann Bühnentechniker, oder Beschallungs- und Beleuchtungstechniker, wie die offizielle Bezeichnung der WKO ist. Zwecks Aufttritten wirds hoffentlich ab Herbst wieder „normal“ losgehen, aber nichts Genaues weiß man nicht…

Die Regierung hat ein 38 Mrd. Euro Corona-Hilfspaket geschnürt. Kommen die Hilfsmaßnahmen auch bei den Betroffenen an? Wie ist es dir ergangen und ist die Unterstützung ausreichend?

Also den Tausender am Anfang haben fast alle bekommen. Danach einige € 500,-  einige € 7,32, andere gar nichts, wieder andere noch keine Mitteilung ob und wenn ja, wieviel.

Ich hab gerade den Härtefallfond 2 und den Fixkostenzuschuß eingereicht, um über die Runden zu kommen. Die € 1.100,- Fixkosten pro Monat für Studiomiete, Versicherung, Strom, Gas, Internet, etc. bleiben ja bestehen und sind zu bezahlen, genau so wie die SVS, das sind auch 550,- Minimum im Quartal, damit ich „arbeitslos“ sein darf. Ist irgendwie komisch, dafür bezahlen zu müssen, nur weil ich EPU, also Ein-Personen-Unternehmer bin… 

Abgesehen davon fallen natürlich noch die normalen Lebenshaltungskosten, wie Wohnungsmiete, Essen, Trinken und Unmengen an Alkohol natürlich… wobei, vielleicht kann man durch oder wegen CoViD den Alkohol ja jetzt steuerlich absetzen (lacht)

Die Kulturschaffenden waren – obwohl durch Stillstand in der Branche – lange nicht im Fokus der Hilfsmaßnahmen der Regierung. Woran liegt das?

Ich glaube, das liegt zum einen an unserer fehlenden Lobby. Die KünstlerInnen und speziell die KleinkünstlerInnen wie wir, hatten keine starke Interessensvertretung, wie die Tourismus-, oder die Automobilbranche. Kabarett hat sich eigentlich immer selbst erhalten. Einerseits durch die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern, andererseits durch die Gastro bei den Veranstaltungen.

Zum Anderen liegt es daran, dass unser Kulturland Österreich kein eigenes Kunstministerium und somit auch keine finanziellen Mittel zur Verfügung hat. Ein Kunststaatssekretäriat ist halt ein bissi zu wenig und bei Kunst und Kultur wird in Krisenzeiten immer als erstes gespart. Weil “Essen und Trinken müssen die Menschen, aber Lachen nicht unbedingt“, hat vor einer Woche jemand zu mir gesagt, obwohl Lachen gesund wär! (lacht)

Es hat sich durch die Krise die IGKabarett gebildet, die mit unserer wirtschaftslastigen Regierung verhandelt und sich dafür einsetzt, dass die Kabarettbranche als Kunstsparte anerkannt wird.

Ausserdem wird jährlich über 1,6 Millionen BesucherInnen einen Brutto-Karten-Umsatz von 43 Millionen Euro erwirtschaftet. Das sind Zahlen, mit denen auch wirtschaftlich denkende Menschen etwas anfangen können sollten…

Es gibt ja bereits Lockerungen, Kulturveranstaltungen dürfen wieder stattfinden. Läuft der Kulturbetrieb schön langsam wieder an?

Naja, die erste Lockerung mit bis zu 100 Personen, war einen nette Idee, aber ich spiel meistens in 100er-Sälen, das heißt mit Abstand passen da vl. 15-20 Menschen rein und das ist weder lukrativ für die Veranstalter noch für die KünstlerInnen und nicht spaßig für die ZuschauerInnen, weil je mehr Menschen zuschauen, desto mehr höher der Klatsch- und Lachpegel (also hoffentlich… meistens… jedenfalls… hoffentlich… ) und desto mehr machts allen Beteiligten Spaß.

Auf deiner Homepage (www.didi-sommer.at) sind 22 Termine Corona-bedingt abgesagt worden. Wie geht’s weiter?

Gute Frage, aber schwierig zu beantworten. Meinen ersten „Post-Corona“ Soloauftritt hab ich am 1. August im 1. Bezirk im Casnova. Ob da Leute zuschauen kommen, nachdem sie monatelang nur eingeschränkt hinaus durften ist abzuwarten. Ich glaub ich würd auch lieber in einem Gastgarten bei ein paar Bier den Sommer genießen, als den Sommer im Keller beim Biertrinken zu belauschen… (lacht und weint gleichzeitig)

c) Volker Weihbold

Dein aktuelles Programm lautet „Aufschneidn“. Hast du dafür Anleihen an lebenden Personen und realen Begebenheiten genommen?

Nein, die Personen und die Handlung des Kabaretts sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig. Und in diesem Kabrettprogramm ist kein Tier zu Schaden gekommen. Die Sau, die den Bühnenspeck zur Verfügung gestellt hat, ist bereits vorher einen natürlichen Todes gestorben.

Wann werden wir dich das nächste Mal in Ried auf einer Bühne sehen?

Keine Ahnung, aber wahrscheinlich bin ich eher in Ried in der Raika zu sehen, um einen Überlebenskredit auszuverhandeln. (lacht )

Ein befreundeter Techniker – der glücklicherweise in Kurzarbeit ist – hat mir gesagt, er komme mit dem Lohn aus der Kurzarbeit über die Runden, zumindest seien seine Fixkosten gedeckt und er müsse halt ein wenig sein Erspartes ankratzen. Ich hab darauf geantwortet: bei mir ist nicht mehr das Ankratzen, es ist eher so, wie wenn man die letzte Reste eines Nutellaglases auskratzt, kennst des? (lacht nicht mehr…)

Danke für das humorvolle Interview. Alles Gute für dich und gsund bleibn!