Einigung auf ein neues Frauenhaus für das Mühlviertel

Schutznetz für Frauen und Kinder wird weiter ausgebaut

„Gewalt an Frauen ist eine der hässlichsten Seiten unserer Gesellschaft. Mit der Fixierung dieses Standortes setzen wir einen weiteren wesentlichen Schritt im Ausbau unseres Schutznetzes für Frauen und Kinder. Dieses neue Frauenhaus wird nicht nur Schutz bieten, sondern auch eine Brücke bauen für einen Neuanfang in Sicherheit. Wir zeigen damit. Auf Oberösterreich ist und bleibt Verlass“, betont die Frauenreferentin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander.

NRAbg. Sabine Schatz, Obfrau des Vereins Frauenhaus Mühlviertel, ergänzt: „Diese Entwicklung ist ein entscheidender Fortschritt für das Mühlviertel. Die sorgfältige Standortwahl und die geplanten Kapazitäten sind ein klares Bekenntnis zur Unterstützung gewaltbetroffener Frauen und ihrer Kinder in Zeiten größter Not.“

Strategische Standortwahl und zukunftsorientierte Planung

Der neue Standort wurde nach sorgfältiger Prüfung ausgewählt, um eine optimale Erreichbarkeit und die notwendige Diskretion zu gewährleisten. Zu den Kriterien zählten die schnelle Erreichbarkeit für alle betroffenen Frauen und deren Kinder, die Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln sowie die gute Zugänglichkeit zu notwendigen sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Behörden und auch Einkaufsmöglichkeiten. Besonders wichtig war auch, dass sich die Einrichtung unauffällig in die nähere Umgebung einfügen lässt und nach außen hin nicht als Frauenhaus erkennbar ist.

Kapazität und Entlastung durch das neue Frauenhaus

Das geplante Frauenhaus im Mühlviertel bietet 18 Wohnplätze, davon 6 Plätze für Frauen und 12 Plätze für Kinder. Mit dem neuen Frauenhaus soll auch ein wichtiger Beitrag zur Entlastung des Frauenhauses Linz geleistet werden, das im Vorjahr eine Auslastung von über 95% hatte. Dies zeigt deutlich die Notwendigkeit und Dringlichkeit für zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten in der Region.

Betrieb durch Verein und Finanzierung durch die Abteilung Soziales

Jedes Frauenhaus wird von einem Verein betrieben. Die Trägervereine der Frauenhäuser sind von der Abteilung Soziales des Landes Oberösterreich beauftragt, Frauen und Kindern, die Gewalt im sozialen Nahraum ausgesetzt sind, Schutz und Sicherheit zu bieten. Nach seiner Fertigstellung wird das Frauenhaus Mühlviertel vom Verein Frauenhaus Mühlviertel betrieben.

Die Abteilung Soziales des Landes Oberösterreich finanziert die Frauenhäuser zu diesem Zweck per Vereinbarung. Es werden sowohl der laufende Aufwand, als auch Investitionen für die Ersatz- und Neubauten gewährt. Die Finanzierung des Baus erfolgt mittels Direktzuschuss durch die Abteilung Soziales sowie durch Darlehensfinanzierung aus Wohnbauförderungsmitteln. Die Kosten für das Frauenhaus im Mühlviertel werden im Zuge eines Kostendämpfungsverfahrens ermittelt.

Vorausschau auf die Zukunft

Die Planungen für das Frauenhaus im Mühlviertel gehen nun in die nächste Phase über. Mit einer Grundstücksfläche von etwa 1.200 m², inklusive geschützten Außenbereichen und notwendigen Parkplätzen, wird die Einrichtung so konzipiert, dass sie den Bedürfnissen der Betroffenen bestmöglich entspricht. Die Größe des Hauses wird dabei je nach Bedarfsanalyse festgelegt, um flexibel auf die sich ändernden Anforderungen reagieren zu können.

Der Weg zu einem neuen Frauenhaus
Der Ablauf zur Errichtung eines neuen Frauenhauses ist umfangreich und erfordert zahlreiche gut abgestimmte Schritte, von der Anfangsplanung bis zur letztendlichen Eröffnung. Die Fixierung eines geeigneten Standortes stellt oft eine der finalen Hürden dar, bevor der Bau beginnen kann.

Folgende Schritte zur Entstehung eines Frauenhauses sind hervorzuheben:

  1. Bedarfsanalyse
  2. Standortsuche: Wenn mehrere Grundstücke vorliegen: Auswahl und Bewertung der potenziellen Standorte à Standortanalyse der Abteilung Soziales gemeinsam mit der Abteilung UBAT (Abteilung Umwelt-, Bau- und Anlagentechnik)
  3. Fixierung des Standortes erfolgt auf Basis der Standortanalyse
  4. Entwurf-, Planungs- und Einreichphase
  5. Bauausführung
  6. Einrichtung und Vorbereitung zur Inbetriebnahme

Frauenschutzunterkünfte in Oberösterreich

Ein Frauenhaus und eine Frauenübergangswohnung sind beides wichtige Einrichtungen, die Frauen und oft auch ihren Kindern Schutz und Unterstützung bieten, wenn sie häuslicher Gewalt entkommen sind. Sie unterscheiden sich jedoch in ihren Strukturen und Funktionen.

Frauenhaus

Vordergründiges Ziel eines Frauenhauses ist es, den Frauen Schutz und Sicherheit vor Gewalt zu bieten. Es ist eine geschützte Einrichtung, die akuten Schutz für Frauen (und häufig auch deren Kindern) bietet, die physischer, psychischer, emotionaler, ökonomischer oder sexueller Gewalterfahrungen oder Drohungen ausgesetzt sind. Diese Hilfseinrichtungen sind darauf ausgerichtet, eine sichere, anonyme und niederschwellige Zuflucht zu bieten:

  • Unbürokratische Soforthilfe und niederschwelliger Zugang: Die Frauenhäuser sind rund um die Uhr erreichbar und eine Aufnahme ist jederzeit möglich. Eine Aufnahme erfolgt rasch und unbürokratisch.
  • Sicherheit: Frauenhäuser sind oft an geheimen Standorten, um die Sicherheit der Bewohnerinnen zu gewährleisten. Sie sind u.a. nach außen hin nicht erkennbar und verfügen über technische und bauliche Sicherheitsmaßnahmen.
  • Anonymität: Die Adressen der Frauenhäuser werden geheim gehalten, um zu verhindern, dass gewalttätige Partner die Frauen aufspüren können. Über die im Haus lebenden und hilfesuchenden Frauen und Kinder werden grundsätzlich ohne ihre ausdrückliche Zustimmung keine Informationen an Personen außer Haus weitergegeben.
  • Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe: Neben dem Angebot von Unterkunft bieten Frauenhäuser auch Unterstützung vom Erstberatungsgespräch, bis zur Erarbeitung neuer Lebensperspektiven, sowie psychologische Betreuung, rechtliche Beratung und Hilfe bei der Suche nach langfristigen Wohnmöglichkeiten und Arbeit.
  • Niederschwellige Zuflucht für Frauen Kinder Die Frauen kommen aus freiem Willen in das Frauenhaus. Sie entscheiden selbst, wie lange sie im Haus bleiben und ob und welches Hilfsangebot sie annehmen. Der Aufenthalt in einem Frauenhaus ist auf eine Zeitspanne ausgerichtet, die von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten reichen kann, abhängig von der individuellen Situation der Frau.
Aktueller Stand Aktuelle Standorte und Kapazitäten: Linz Wels Steyr Vöcklabruck Ried Braunau   Zusätzlich gibt es im Zusammenhang mit den Frauenhäusern Nachbetreuungswohnungen: Vöcklabruck und Steyr, mit insgesamt 4 Frauenplätzen und 8 Kinderplätzen   Gesamte Kapazität: 127 Plätze (47 für Frauen, 80 für Kinder)  Neue Entwicklungen und Bauvorhaben Frauenhaus Braunau: Eröffnung: Mai 2023   Frauenhaus Ried im Innkreis: Fertigstellung des Ersatzbaus im Jahr 2024 geplant   Familienkompetenzzentrum Frauenhaus Steyr: Fertigstellung geplant für das Jahr 2025   Weitere Planungen: Frauenhaus „Unteres Mühlviertel“ Frauenhaus „Inneres Salzkammergut“  

Frauenübergangswohnung

Eine Frauenübergangswohnung bietet Wohnmöglichkeiten für Frauen, die bereits aus einer unmittelbaren Gefahrensituation heraus sind, aber noch Unterstützung benötigen, um ein selbstständiges Leben aufzubauen:

  • Sicherer Wohnraum: Die Frauenübergangswohnungen bieten sicheren Wohnraum. Die Dauer des Aufenthalts richtet sich nach den Problemlagen der betroffenen Frauen und beträgt, nach Erfahrungswerten, bis zu 6 Monaten.

Während Frauenhäuser strengere Sicherheits- und Zugangsregelungen haben, sind Frauenübergangswohnungen eine zeitlich befristete, betreute Wohnmöglichkeit für Frauen und deren Kinder, die von unterschiedlichen Formen von Gewalt betroffen sind (aber nicht von akuter Gewalt), sich in belastenden, krankmachenden Lebenssituation befinden oder nach einem Aufenthalt in einem Frauenhaus wieder in die Region zurückkehren wollen. Hier finden Frauen und deren Kinder die nötige Ruhe und Begleitung, um Vergangenes zu verarbeiten und konkrete Schritte in die Zukunft zu setzen.

  • Weiterführende Unterstützung: Übergangswohnungen bieten ebenfalls Unterstützungsdienste an, darunter Beratung und Hilfe bei der Jobsuche, jedoch liegt der Fokus mehr auf der langfristigen Selbstständigkeit und Stabilisierung der Lebensumstände.
Aktueller Stand 7 Frauenübergangswohnungen in: Bad Ischl Braunau Freistadt Kirchdorf/Krems (2) Perg Rohrbach (seit Frühjahr 2024) Aktuell verfügbare Plätze: 13 Frauenplätze und 23 Kinderplätze.Neue Entwicklungen Weitere Frauenübergangswohnungen bereits beschlossen: Eferding Linz-Land Schärding Wels-Land Eine weitere ist in Grieskirchen in Überlegung. Zunahme: 21 Plätze (7 Frauenplätze und min. 10 Kinderplätze).

Gutes Netzwerk an Präventions- und Hilfsangeboten

Wichtig ist es, dass Frauen die Frauennotrufnummer 0800 222 555 kennen. Der Frauennotruf hilft kostenlos, anonym und rund um die Uhr – 365 Tage im Jahr.

Das autonome Frauenzentrum ist eine anerkannte Fachstelle zu sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen und bietet umfassende Informationen und persönliche Beratungen sowie Prozessbegleitungen in einem möglichen Strafprozess. Neben den nunmehr sechs Frauenhäusern, vier Nachbetreuungswohnungen und sieben Frauenübergangswohnungen und dem Gewaltschutzzentrum OÖ gibt es in Oberösterreich auch 23 Frauenvereine und –beratungsstellen.

Das Angebot des Gewaltschutzzentrums OÖ reicht von psychosozialer und juristischer Beratung bis hin zur Begleitung zur Polizei oder zum Gericht. Beraten werden Jugendliche und Erwachsene. Gewalt tritt in allen sozialen Schichten auf.

23 Frauenvereine und -beratungsstellen in Oberösterreich unterstützen und beraten Mädchen und Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Sie sind wichtige regionale Kompetenzzentren und Ansprechpartner.

Zusätzlich hat das Frauenreferat des Landes OÖ eine Onlineplattform für Frauenberatung – https://www.frauenberatung-ooe.at/ – eingerichtet. Beraten werden alle Frauen und Mädchen in Oberösterreich ab 14 Jahren sowie auch Familienangehörige oder Freundinnen, die sich Sorgen um jemanden machen. Ein Team von psychosozialen Beraterinnen und Juristinnen steht zur Verfügung. Sie nehmen sich digital Zeit und hören zu. Die Onlineberatung erfolgt kostenlos, anonym und in einem webbasierten, datensicheren System.